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ETF oder gemanagte Investmentfonds?

  • von Ralf Heckel
  • 14 Sept., 2019

Sind Indexfonds die bessere Wahl?

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

wenn man sich die ETF Industrie so anschaut, könnte man meinen, das gemanagte Fonds Ihre Daseinsberechtigung verloren haben. Ist doch wohl mittlerweile eindeutig klar das niemand den Index auf Dauer schlagen kann. Und abgesehen von Gebühren kassieren, können gemanagte Fonds doch nichts. Natürlich ist Kritik zum Teil durchaus angebracht, aber ich persönlich halte zumindest in einem passiven Depot, gemanagte Fonds für die besserer Alternative.  Schauen wir uns doch mal die Haupt Kritikpunkte der ETF Industrie genauer an.

gemanagte Investmentfonds sind zu teuer!

Zunächst einmal sollten wir zwischen den Kosten und dem Wert, den wir erhalten unterscheiden. Das großartige an Investmentfonds ist, dass diese egal wie hoch die Gebühr ist, einfach anhand der Rendite vergleichbar sind. Wenn also Fonds A beispielsweise 20% Rendite erwirtschaftet und Fonds B im selben Zeitraum nur 14%, ist Fonds A die bessere Wahl (zumindest aus Sicht der Rendite), auch wenn bei Fonds A die Kosten wesentlich höher waren. Wenn ein Fonds schlechter als sein Index abschneidet, ist natürlich der günstigere Indexfonds die bessere Wahl. Was uns zu dem nächsten Kritikpunkt der ETF Industrie bringt.

Nur wenige Fonds schlagen Ihren Index

Das Hauptkriterium der ETF Anbieter ist, dass nur wenige Fonds Manager Ihren Vergleichsindex auf Dauer schlagen. Grundsätzlich ist das richtig. Je nach Anlageklasse, Markt und Zeitraum sind ca. 10 – 30% der Manager besser als Ihr Index. Das sind bei 20.000 Investmentfonds aber immerhin 2 – 6.000 Fonds und ich denke das reicht für eine vernünftige Auswahl vollkommen aus. Was aber häufig nicht beachtet wird ist, um wieviel die „gut“ gemanagten Investmentfonds besser sind als Ihr Index. Auf einen Zeitraum von 10 – 15 Jahren kann auch mal schnell das doppelte eines vergleichbaren Index herauskommen.

In den unten aufgeführten Tabellen können Sie erkennen, wie viele Investmentfonds in dem angegebenen Zeitraum besser waren als Ihr Index. So werden die Tabellen gelesen (Beispiel linke oberer Tabelle): In 3 Jahren hatte der DAX einen Wertzuwachs von 13%. Es gab insgesamt 114 Fonds die den DAX als Vergelichsindex hatten. Davon waren 38 Fonds besser als der DAX, das entspricht einer Quote von 33%.

Jedes Jahr ein neuer Fonds an der Spitze

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass jedes Jahr ein anderer Fonds der beste ist und somit die Wahl des richtigen Fonds für den Anleger eher schwierig bis unmöglich ist. Das kann ich so aber nicht bestätigen, denn es gibt eine ganze Anzahl an guten Fonds, die kurz, mittel und langfristig Ihren Index schlagen. Das bedeutet natürlich nicht, dass diese Fonds in jedem Jahr besser sind als Ihr Index.

In der Tabelle oben können Sie erkennen, dass gute Fonds nicht immer Eintagsfliegen sind, sondern sich über verschiedene Zeiträume gegenüber Ihren Index behaupten können. Trotzdem halte ich eine Auswahl wie diese für nicht besonders sinnvoll, da gerade bei besonders guten Fonds, das Ergebnis sehr oft von einem außergewöhnlich guten Manager abhängt. Daher sollten Sie darauf achten, wer den Fonds managet und ob bzw. wann ein Wechsel des Fondsmanagers stattfindet. 

Niemand schlägt jedes Jahr seinen Index

Ein weiteres aus meiner Sicht absolut bescheuertes Argument ist, dass kein Manager jedes Jahr seinen Index übertrifft. Was ist das denn für ein Argument?! Ein Indexfonds schlägt doch auch nicht jedes Jahr die gemanagten Fonds. Völlig zu Recht wird aber seitens der ETF Industrie kritisiert, dass die meisten gemanagten Fonds sich zu nah an einem Index orientieren und dafür auch noch hohe Gebühren verlangen. Wenn aber ein Manager deutlich von seinem vergleichbaren Index abweicht, um langfristig ein besseres Ergebnis zu erzielen, wird es immer Marktphasen geben, in denen der Fonds dem Index hinterherhinkt. Strategien gehen halt nicht jedes Jahr auf. Entscheidend ist, ob der Fonds mittel und langfristig besser als der Index ist.

Hätten Sie lieber den Index gehabt?

Seit Auflage des Morgan Stanly Global Brand am 01.11.2000 hat der Index Global Stoxx 1800 (Vergleichbar mit dem MSCI World, aber inkl. Dividenden) einen Wertzuwachs von 87,49% erzielt. Aus 100.000 Euro wurden also 187.490. Im selben Zeitraum hat der Fonds Global Brand einen Wertzuwachs von 364% erzielt. Aus 100.000 Euro wurden also 464.000 Euro und das, obwohl der Fonds seinen Index nicht jedes Jahr geschlagen hat. In den 20 Jahren, war der Index 6 Kalender Jahre besser als der Fonds. Kosten hin oder her, ich fühle mich mit dem gemanagten Fonds wohler, vor allem wenn ich mir die "schlechten" Aktienjahre ansehe. 

rollierende Zeiträume sind aussagekräftiger

Ich kann nur wiederholen, wie schwachsinnig die Aussage ist, dass es nahezu keinen gemangten Fonds gibt, der seinen Index jedes Jahr schlägt. Sinnvoller ist doch wohl eine längerfristige Betrachtungsweise. Wenn Sie in Aktien oder Aktienfonds investieren, sollten Sie Ihr Geld über einen Zeitraum von 10-15 Jahren anlegen. In dem obigen Beispiel habe ich einen rollierenden 10 Jahreszeitraum gewählt. Egal wann ein Kunde diesen Fonds gekauft hätte, der gemanagte Fonds war dem Index in jedem 10 Jahreszeitraum weit überlegen.

Manchmal lieber nicht den Index

Wie wir festgestellt haben, schaffen es leider nur wenige Fonds Ihren Index regelmäßig zu schlagen. Einige sind nur in bestimmten Marktphasen stark und entwickeln sich deshalb zwischenzeitlich schlechter als der jeweilige Index. Es kann aber trotzdem sinnvoll sein zu bestimmten Zeiten solche Fonds im Depot zu haben. Nach mittlerweile 10 Jahren steigender Aktienmärkte, wünscht man sich vielleicht einen Aktienfonds mit einem defensiveren Ansatz, deren eigentliche Stärke in einem Bärenmarkt liegt. Andere Anleger, die an weiter steigende Kurse glauben, kaufen lieber offensive Fonds die Ihrem Index in guten Marktphasen Out performen.

Bessere Diversifikation

Oft geht es gar nicht darum den Index zu schlagen, sondern Aktienfonds beizumischen, die nicht mit anderen Aktienfonds korrelieren. So gibt es immer mehr gemanagte Fonds, die sich nicht an einen Index halten und z.B. in bestimmten Marktphasen hohe Cash Positionen haben oder das Depot gegen Kursverluste mit Derivaten absichern. Dass diese Fonds in starken Marktphasen wahrscheinlich nicht den Index schlagen, sollte einem Anleger natürlich bewusst sein.  

Fazit

Auch wenn das vielleicht in diesem Artikel nicht so klingt, grundsätzlich halte ich Indexfonds für eine Sinnvolle Bereicherung. Vor allem dann, wenn Sie Ihr Vermögen aktiv managen wollen, wie z.B. in der MTS Strategie. Hier investieren wir in Indexfonds, weil wir nur den Markt kaufen wollen. Bei einem passiven Depot würde ich gemanagte Fonds vorziehen, weil es (wenn auch nur  wenige) ganz hervorragende Manager gibt, die langfristig deutlich besser sind als Ihr Index. Besser kann mehr Rendite oder weniger Risiko bedeuten. Und natürlich möchte ich auch nicht ausschließen, das selbst in einem passiven Depot durchaus auch mal ein Indexfonds beigemischt werden kann. 


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